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die Musik im Dienst der Gesellschaft
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Pythagoras von Samos gründete um 530 v. Chr. eine religiös-politische Gemeinde in Süditalien; er hinterlieβ keine Schriften und vertraute sein Wissen nur wenigen Auserwählten an. Er lebte wahrscheinlich längere Zeit im Orient. Im Zusammenhang mit der persischen Kosmologie und Zahlenmystik, der babylonischen Mathematik und der Idee einer kosmischen Harmonie der Chaldäer behauptete er, dass das Wesen der Dinge sich in Zahlen ausdrückt. Pythagoras bezog das damalige Planetensystem auf das von ihm entdeckte Konsonanzsystem und glaubte an eine Sphärenharmonie, die durch die Bewegung der Gestirne entstünde.
In einer berühmten Legende wird Pythagoras durch Klänge aus einer benachbarten Schmiede stutzig gemacht: er kann ziemlich genau die reinen Intervalle der Oktave, Quinte und Quarte heraushören. Verwundert geht er der Sache nach und entdeckt schließlich, dass die Gewichte der 4 eisernen Hämmer, mit denen der Schmied auf einen Amboss einschlug, im Verhältnis 1:2:3:4 stehen!
Die Musik gehört zu den künstlerischen Ausdrucksformen des Menschen. Seit dem Ursprung der Menschheit wird Vokal- und Instrumentalmusik in allen Kulturen der Welt gepflegt, wobei ein umfassendes Repertoire an Formen und Stilrichtungen erfunden wurde. Sich ausdrücken heiβt sich selbst entdecken, sich durch andere entdecken lassen und so mit seiner Umwelt zu kommunizieren.
Musik ist Kunst und somit Teil der kulturellen Produktion. Als universelle Sprache ermöglicht sie den Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen. Verbunden durch die Kategorien von Zeit und Raum, die harmonische und rhythmische Gestalt stehen Vokal- und Instrumentalmusik im Dialog mit den anderen Künsten: der Bildenden Kunst (Malerei, Bildhauerei, Architektur), der Literatur und der Darstellende Kunst (Theater, Tanz und Film).
Musik kann man erlernen, sie ist ein Handwerk! Durch aktives Hören: klassische Musik und Jazz, Rhythmus, Klang und Klangfarben entdecken. Durch das musikalische Tun: in einem Chor singen, ein Instrument spielen, alleine oder mit anderen, sich Grundkenntnisse in Notenlesen und Musiktheorie aneignen. Durch Begreifen: die Musikgeschichte und die verschiedenen Musikrichtungen. Durch Spielen: einen Zugang zur Musik durch die Improvisation finden. Mit der Musik auf Tuchfühlung gehen.
Bei Hesiod (um 700 v. Chr.) in der Zeit der griechischen Antike, erscheint harmonia als mythologische Person. Sie ist die Tochter des Kriegsgottes Ares und der Schönheits- und Liebesgöttin Aphrodite. Sie vermählt sich mit Kadmos, dem Gründer Thebens, der die sinnvolle Ordnung des Kosmos symbolisiert. Die Pythagoräer bauten den Mythos zu einem umfassenden Weltbild aus. Harmonie ist demnach nicht nur schön und wertvoll, sondern die objektive Eigenschaft der Dinge schlechthin. Musik stellt die Harmonie zwischen Körper, Geist und Seele wieder her und „bringt diese in Stimmung”. Pythagoras lehrt die Musik im gleichen Atemzug mit der Mathematik und erkennt ihr eine universale, ja lebenswichtige Funktion mit therapeutischer Wirkung zu.
Ein musikalisches Werk hat an sich keinen Sinn, keine Richtung, es entsteht beides erst, wenn wir das Werk entdecken. In der Begegnung schwingt eventuell etwas Vertrautes mit. Ohne den Klang ist das musikalische Werk reine Substanz und hat keine Form; es existiert eigentlich gar nicht. Um ihm Form zu geben, greifen wir auf uns Bekanntes zurück – die Metapher. Eine Metapher ist eine Interpretationsweise unter vielen, sie gibt eine mögliche Form, gleichzeitig einen bestimmten Sinn, eine Richtung vor. Ein Kunstwerk ist wie ein Text, der in einem Kontext steht. Man hört nicht einfach nur, was der Komponist geschrieben hat, sondern zugleich Anderes. Ein Werk macht Sinn, hat Sinn und eine Perspektive, wenn wir es interpretieren, so wie es uns und unserer Erfahrung entspricht.
Ein Ton wird allgemein durch seine Tonhöhe bestimmt. In manchen Sprachen entsprechen Stimmlagen der Frequenzzahl: Sopran wird als eine höhere, Bass eine tiefe Stimmlage empfunden. Mehrstimmige Stücke haben Ober- bzw. Unterstimmen. Tonarten entsprechen Tonleitern, welche die Abstände zwischen den Tönen, Intervalle genannt, regeln und auf- und absteigend den Tonraum durch verschiedene Oktaven durchmessen, den Etagen eines mehrgeschossigen Bauwerks gleich. Ein barockes Fugenmotiv wird in der Verarbeitung häufig auch verkehrt herum gespielt, also von rechts nach links, oder in der Spiegelung, von oben nach unten. Die Töne sind mit dem Raum untrennbar verbunden- Akustik ist ja die Lehre vom der Erzeugung und Ausbreitung von Schall und Klang im Raum. Schlieβlich verweist der Begriff Klangfarbe (deutsch für Timbre) auf den dreidimensionalen, sichtbaren Raum; die Griechen kannten ein chromatisches, also farbiges Tongeschlecht.
Im Gegensatz zu den sichtbaren, räumlichen Werken der Skulptur, Architektur oder Malerei ist Musik eine Zeit-Kunst: wir entdecken ein Stück erst nach und nach, Ton um Ton, Klang um Klang entsteht es vor unseren Ohren mit seiner ihm eigenen zeitlich-rhythmischen Gestalt und seinen Klangfarben. Musik ist unsichtbar, unfassbar, niemals als Ganzes in einem Moment greifbar, niemals gleichzeitiges Werk. Ist das Stück zu Ende, bleibt nur die Stille.

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